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10 Anzeichen, dass du ausbrennst

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Wie erkennst du, dass dein emotionaler Tank leer ist? Was sind Warnsignale einer Erschöpfung? Und wie wird deine innere Batterie wieder gefüllt?

Im Rahmen unserer aktuellen Predigt-Serie ERMUTIGT sprach mein langjähriger Freund Raffi Sewer zum Thema Neuanfang mit Gott über die Erschöpfungsphase im Leben des Propheten Elia und wie Gott ihn wiederherstellte. Die Geschichte ereignete sich folgendermassen:

1 Ahab erzählte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Baalspropheten mit dem Schwert getötet hatte. 2 Daraufhin schickte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm ausrichten: »Die Götter sollen auch mich töten, wenn ich nicht morgen um diese Zeit das Gleiche mit dir tue, wie du es mit ihnen gemacht hast.« 3 Da bekam Elia Angst und floh um sein Leben. Er ging nach Beerscheba in Juda; dort ließ er seinen Diener zurück. 4 Er aber ging allein eine Tagesstrecke weit in die Wüste. Schließlich sank er unter einem Ginsterstrauch nieder, der dort stand, und wollte nur noch sterben. »Ich habe genug, HERR«, sagte er. »Nimm mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Vorfahren.« 5 Dann legte er sich hin und schlief unter dem Strauch ein.

9 Der HERR sprach zu ihm: »Was tust du hier, Elia?« 10 Elia antwortete: »Ich habe dem HERRN, Gott, dem Allmächtigen, von ganzem Herzen gedient. Denn die Israeliten haben ihren Bund mit dir gebrochen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten getötet. Ich allein bin übrig geblieben, und jetzt wollen sie auch mich umbringen.«(1.Könige 19)

Ich kann mich gut in die Gefühlslage von Elia hineinversetzen. Es gab immer wieder Zeiten in meinem Leben, in denen ich seelisch und körperlich so am Ende war, dass ich zu Gott betete und sprach: "Ich habe genug!" Mein Freund Raffi traf bei mir voll ins Schwarze, als er die Anzeichen aufzählte, die bei Elia auf ein Burn-out hinwiesen.

Smoke
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10 Anzeichen, dass du ausbrennst

In Elias Geschichte findest du 10 Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass deine innere Batterie im roten Bereich läuft.

1. Angst schleicht sich in dein Leben
»Da packte Elia die Angst.« (Vers 3)

2. Du läufst vor deiner Verantwortung weg
»Elia rannte um sein Leben und floh.« (Vers 3)

3. Du ziehst dich von Freunden zurück
»Elia ließ seinen Diener zurück.« (Vers 3)

4. Du triffst voreilige und impulsive Entscheidungen
»Allein wanderte er einen Tag lang weiter bis tief in die Wüste hinein.« (Vers 4)

5. Du überschreitest dein physisches Limit
»Elia liess sich unter einen Ginsterstrauch fallen und wollte nur noch sterben.« (Vers 5)

6. Deine Arbeit erscheint dir sinnlos
»Ich habe Gott von ganzen Herzen gedient und jetzt wollen sie auch mich umbringen.« (Vers 10)

7. Du willst aufgeben
»Ich habe genug, Herr.« (Vers 4)

8. Du fühlst dich isoliert und angefochten
»Ich allein bin übrig geblieben, und jetzt wollen sie auch mich umbringen.« (Vers 10)

9. Du vergleichst dich mit anderen
»Ich bin nicht besser als meine Vorfahren.« (Vers 4)

10. Du sehnst dir den Tod herbei
»Elia wollte nur noch sterben: Ich habe genug, HERR, nimm mein Leben.« (Vers 4)

Elia war in solch einem Tunnel, dass er sich das Ende herbeisehnte. Er überließ das Verdikt über sein Leben jedoch Gott und nahm es sich nicht selber. Sich selbst das Leben zu nehmen, ist eine endgültige "Lösung" für eine temporäre Krise. Wenn du mit diesem Gedanken spielst, brauchst du unbedingt Hilfe! Sprich mit Freunden oder deiner Familie darüber, wende dich an vertrauensvolle Leute in deiner Kirche und hole dir professionelle Hilfe bei einem Arzt oder einer Beratungsstelle.


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Wenn die Kraftreserven aufgebraucht sind

Ich kenne diese Lebensmüdigkeit aus meinem eigenen Erleben in Zeiten, in denen ich weit über meine phyischen und seelischen Kraftreserven hinausging und irgendwann so am Ende war, dass ich mir nur noch wünschte, es wäre alles vorbei. Gleichzeitig hielten mich meine Familie und Freunde, sowie die liebevolle Gemeinschaft unserer Kirche davon ab, irgendwelche aktiven Schritte in diese Richtung zu unternehmen. Es blieb jeweils bei Gedanken, die ich als Hilfeschrei meiner Seele erkannte. Rückblickend habe ich oft zu lange gewartet, bis ich jeweils Hilfe suchte und annahm. Wenn ich es dann tat, fühlte ich mich sehr erleichtert und wurde mir meinem oft so starrsinnigen "ich schaffe das alleine"-Muster bewusst, das sich durch mein gesamtes Leben zieht.

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich gerade in einer Lebensphase, in der ich professionelle Hilfe in Anspruch nehme. Vergangenen Herbst machten sich bei mir die oben aufgeführten Anzeichen erneut bemerkbar, nachdem ich schon im 2021 an einer Erschöpfungsdepression litt. Mein Energie-Haushalt geriet im vergangenen Jahr in Schieflage. Dinge wie Musik oder Sport, die mir sonst Freude bereiteten und mir einen Ausgleich gaben, wurden zunehmend anstrengend und kräfteraubend. Mein Ringen um die Weiterentwicklung der Kirche, die stetige Grundbelastung durch die mehrfache Behinderung unseres Sohnes Benaya und weitere Faktoren mündeten zunehmend in ein intensives Gefühl von Machtlosigkeit und Kontrollverlust. Joanna, meine liebevolle Frau, sagte Ende September zu mir: "Willst du dich nicht mal wieder beim Arzt melden?" Ich entgegnete: "Wäre vielleicht gut, aber ich warte noch etwas. Bald sind Ferien." Doch die Herbstferien änderten nichts an meinem Zustand.

Als ich Ende Oktober eines Morgens erwachte und mich nur noch elend, ängstlich, dünnhäutig, weinerlich, voller Sorgen und unheimlich müde fühlte, mit einem beklemmenden Gefühl in meiner Brust, schrieb ich dem Arzt eine Email, bei dem ich vor zwei Jahren in Behandlung war. Umgehend erhielt ich einen Termin im EPD (externer psychiatrischer Dienst) und besuchte den Arzt daraufhin wöchentlich für ein Gespräch, begleitet von einer medikamentösen Behandlung mit einem Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, was mir zu einem gewissen Mass an innerer Stabilität verhalf. Der Arzt empfahl mir eine Reduktion meines Arbeitspensums. So arbeitete ich in den vergangenen Monaten mit einem 50% Pensum, statt 80% wie sonst. In der frei gewordenen Zeit fokussierte ich mich darauf, wieder zu Kräften kommen.

Es fing damit an, mir einzugestehen, dass es so nicht weitergehen kann. Anders gesagt, musste ich wie Elia zum Punkt gelangen, an dem ich sagen konnte: Ich habe genug! Ich kann nicht nur, sondern ich will auch nicht mehr so weitermachen. Ich will etwas ändern. Ich hole mir Hilfe.

Elia rannte alleine in die Wüste. Bevor er unter dem Strauch einschlief, betete er zu Gott. Und dieser Gott war es auch, der sich seiner annahm.

5 Plötzlich berührte ihn ein Engel und sagte zu ihm: »Steh auf und iss!« 6 Er blickte um sich und sah ein Stück auf heißen Steinen gebackenes Brot und einen Krug Wasser bei seinem Kopf stehen. Also aß und trank er und legte sich wieder hin. 7 Da kam der Engel des HERRN ein zweites Mal, berührte ihn und sagte: »Steh auf und iss, denn vor dir liegt eine lange Reise!« 8 Er erhob sich, aß und trank, und das Essen gab ihm genug Kraft, um 40 Tage und Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb, zu wandern. (1.Könige 19)

»Gott ist nicht realitätsfremd!« betonte Raffael in seiner Botschaft. »Er scheut sich nicht, uns in unserer Lebenssituation zu begegnen, wie aussichtslos und düster diese auch sein mag. Er sieht unser Leiden, unser Scheitern, unsere Brüche, unsere Ängste und gerade in diese Situationen kommt er hinein. Das ist die gute Botschaft, die ermutigende Botschaft: Gott wurde in seinem Sohn Jesus ein Mensch wie wir und stärkt und ermutigt uns in unserer Lebensrealität!«


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Gott, der ganzheitliche Arzt und Therapeut

Ganzheitliche Medizin ist nichts Neues. Schon vor 3000 Jahren lesen wir, wie Gott den ausgebrannten Elia fachmännisch diagnostiziert und therapiert.

1. Therapie: Körperliche Erholung durch Schlafen, Trinken, Essen und Bewegung

Gott hält Elia keinen Vortrag über gesunde Lebensführung. Er gibt ihm zu Essen und Trinken und wacht über seinem Schlaf. Das widerholt sich, nach dem Motto: "Sleep, drink, eat – repeat!" (Schlafen, Trinken, Essen – Wiederholen!) Erst nach der körperlichen Regenartion fordert der Engel ihn auf, zum Berg des Herrn zu wandern. Sich in Bewegung setzen und Gott suchen. Eine Begegnung mit dem, der Elia berufen, beauftragt und gesandt hat. Zurück auf die Eins. Back to the roots.

2. Therapie: Die Seele entgiften!

»Was tust du hier?« fragt Gott, als Elia am Berg Gottes in einer Höhle übernachten will. Wenn Gott so fragt, ist es rethorisch gemeint. Im Falle von Elia gar eine therapeutische Frage. Jeder Mensch braucht Mitmenschen, mit denen er reden und seine Seele ausschütten kann. Familie, Freunde, Glaubensgeschwister, Seelsorger, Psychologen, Therapeuten. Elia schüttet seine Frustration vor Gott aus: »Ach, HERR...« Gott sprach zu Elia: »Komm aus deiner Höhle heraus und tritt vor mich hin! Denn ich will an dir vorübergehen.« Gott will das Gift der Verbitterung aus unserer Seele entfernen und uns ganz neu begegnen.

3. Therapie: Gottes Nähe suchen

Gott zeigt sich Elia auf eine neue Art und Weise. Nicht in Feuer, Regen und Sturm, sondern ganz sanft und leise.

»11 Auf einmal zog ein heftiger Sturm auf, riss ganze Felsbrocken aus den Bergen heraus und zerschmetterte sie. Doch der HERR war nicht in dem Sturm. Als Nächstes bebte die Erde, aber auch im Erdbeben war der HERR nicht. 12 Dann kam ein Feuer, doch der HERR war nicht darin. Danach hörte Elia ein leises Säuseln. 13 Er verhüllte sein Gesicht mit dem Mantel, ging zum Eingang der Höhle zurück und blieb dort stehen.«

Elia erkannte ganz neu, dass nicht er, sondern Gott im Letzten die Dinge kontrolliert und lenkt. Wer versucht Gott zu spielen, brennt aus. »Elia war ein Mensch wie wir.« (Jakobus 5,17)

4. Therapie: Fokus auf Gottes Auftrag

»Da gab der HERR ihm einen neuen Auftrag: Elia, geh den Weg durch die Wüste wieder zurück und weiter nach Damaskus! Salbe dort Hasaël zum König von Syrien!« Gott war noch lange nicht am Ende mit Elia, als dieser am Ende seiner Kräfte war. Er gibt Elia einen neuen Fokus, einen neuen Auftrag: Setze andere Menschen frei, damit diese in ihre göttliche Berufung kommen. Investiere in eine neue Generation!

Doubt thou the stars are fire, Doubt that the sun doth move. Doubt truth to be a liar, But never doubt I love. -William Shakespeare
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Zur Ruhe kommen in Gottes Gegenwart

Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten viel geschlafen, mich ausgeruht, durchgeatmet. Zeit in der freien Natur halfen dabei. Ich durfte zudem eine 12-tägige Auszeit nehmen und verbrachte viele Stunden im Gebetshaus Augsburg, wo ich Gottes Gegenwart bewusst suchte und mehrmals eine intensive Begegnung und Berührung mit dem Heiligen Geist erleben durfte. Ich meditierte über die Psalmen 61-63 und liess mich von der hingebungsvollen Atmosphäre im Gebetsraum inspirieren. Gott sprach auch durch andere Menschen zu mir, die mir ihre Eindrücke mitteilten. Ich gewann zunehmend eine innere Überzeugung, dass Gott mich stärkt und wiederherstellt. Er lenkt meinen Fokus neu auf seine Berufung für mich und den Auftrag, den er mir gab. Er fordert mich auf, aus meiner Höhle zu kommen und vor ihn hinzutreten und in seiner Gegenwart stille zu werden.

Werdet doch still und erkennt, dass ich Gott bin, erhaben über die Völker, erhaben auf der Erde! (Psalm 26,11)

Gott als Gott anerkennen erfrordert Demut. Gott ist gross, ich bin es nicht. Gott ist erhaben, ich bin es nicht. Diese Realität in Ehrfurcht anzuerkennen ist der Anfang der Weisheit.

Alle Erkenntnis beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor dem HERRN hat. Nur ein Dummkopf lehnt Weisheit ab und will sich nicht erziehen lassen. (Sprüche 1,7)

Die Frage lautet nicht, ob wir glauben oder nicht, sondern an wen oder was wir glauben. Die Frage lautet nicht, ob wir jemandem nachfolgen, sondern wem: Welchem Vorbild. Oder welcher Idee. Die Moderne hat Gott nicht abgeschafft, sondern lediglich den Menschen selbst zum Gott ernannt.

Ich kam in den vergangenen Monaten nochmals ganz neu zur Erkenntnis, dass ich nicht Gott bin, sondern ein Mensch. Gottes Kraft ist unerschöpflich. Meine Kräfte sind limitiert. Gott ist gegenwärtig. Ich bin oft abwesend. Was zählt ist darum eines: Ich will im Hier und Jetzt präsent sein, da wo Gott ist. Ich will Leib und Seele Sorge tragen. Ich will mein Leben auf Gottes Auftrag ausrichten und es in Menschen investieren, besonders in die nächste Generation. Das soll meine Anbetung sein.

Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte, alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge.
(Gerhard Tersteegen)

10 Anzeichen, dass du ausbrennst
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