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Im Auge des Wirbelsturms

Ursi Gasser Ursi Gasser

Wir leben in einer Gesellschaft, die viel von uns fordert, schnell wird es zu viel. Doch wenn es im Leben dreht wie in einem Wirbelsturm, gibt es immer den einen Ort im Zentrum des Sturmes, wo es windstill ist. Ich habe den Ort neu entdeckt.

Walter und Erna Fuhrer sind grossartige Vorbilder. Als Teil des Redaktionsteams des FCTchurch Blogs ist es meine Aufgabe, Steckbriefe zu bearbeiten. Ich erhalte die Steckbriefe per Mail und übernehme sie in unser Programm, wo sie Woche für Woche erscheinen. Dadurch lese ich sie besonders intensiv, ich setze mich damit auseinander. Jeder Steckbrief ist berührend, doch als ich den Steckbrief von Walter und Erna bearbeitete, klang etwas Besonderes an in mir.

Walter und Erna Fuhrer haben ihr Leben lang Gott gedient, so beschreiben sie es. Dienen bedeutet, sie haben für die Kirche gearbeitet. Walter hat unzählige Predigten geschrieben, er ist umhergereist, hat manchmal mehrere Predigten an einem Tag gehalten.

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Photo by Herrmann Stamm / Unsplash

Davon schreibt er natürlich nichts in ihrem Steckbrief. Das weiss ich, weil ich ihn einmal davon erzählen gehört habe. In ihrem Steckbrief umschreiben sie in wenigen, einfachen Worten, wie sie ihr ganzes Leben für Gott gelebt haben. Walter schreibt in seinem persönlichen Erlebnis mit Gott:

Gott hat uns als Familie in all den Jahren getragen, als wir in den verschiedenen Gemeinden als Pastorenehepaar arbeiteten, das heisst im Dienst waren. Begonnen haben wir in Bischofszell, dann waren wir einige Jahre in Chur, einige Jahre in Biel, einige Jahre in St. Gallen, einige Jahre in Winterthur. Nach der Pensionierung durften wir in der FCTchurch dienen. (...) Unser Bibelwort stammt aus Psalm 73, Vers 28: "Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn; dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück."

Walter und Erna haben ein Leben lang für Gott gearbeitet. Sie haben viel geleistet. Sie sind umhergereist, von einem Ort zum nächsten gezügelt, haben viel aufgegeben, viel losgelassen, und viel erhalten. Doch was für sie am Ende zählt, wenn sie auf all das zurückschauen, ist die Nähe zu Gott.

Nähe - der Ausdruck einer Beziehung. Nähe entsteht nicht durch Aktivismus, nicht durch Leistung, nicht durch das, was ich tue. Nähe entsteht durchs Sein. Ich darf Gott nah sein. Bei ihm sein.

Gott ist ein lebendiger Gott, der Nähe sucht, Nähe zulässt, sich Nähe wünscht.
Ein lebendiger Gott, der Nähe gibt. Und auf der anderen Seite ist der Mensch, der die Nähe annimmt, in seiner Nähe ist, dort verweilt, sie geniesst, und darin sein ganzes Glück findet.

Wir leben in einer Gesellschaft, die viel von uns fordert. Wir verarbeiten tagtäglich tausende von Eindrücken, Meldungen, Informationen. Mein Wochenbericht auf dem iPhone behauptet, dass ich Tag für Tag rund 40 Nachrichten erhalte. Doch das ist ja noch nicht alles. Dann ist da noch Facebook, Instagram, da sind News aus Zeitung und Internet.

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Photo by NordWood Themes / Unsplash

So schnell rückt Gott in die Ferne. Abarbeiten ist das Ziel, sich einen Überblick verschaffen. Nicht untergehen im Strudel der Zeit, in allem, was läuft und erledigt werden will. So vieles in meinem Leben ist unperfekt. Da sind viele Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Ich bin täglich mit meinen Unzulänglichkeiten konfrontiert, spüre Zerbrochenheit und kenne Momente der Tränen.

Wo bleibt das Glück? In der Nähe zu Gott habe ich es wieder gefunden. An einem Ort, wo Effizienz und Optimierung nicht mehr zählt. Im Verweilen. Im Geniessen. Im Zulassen. Im Annehmen. Im Sein, nicht im Tun. Selbst wenn es in meinem Leben dreht wie in einem Wirbelsturm, gibt es immer den einen Ort im Zentrum des Sturmes, wo es windstill ist. Die Nähe zu Gott.

Die Psalmen sind ein Buch in der Bibel, das viele Gedichte enthält. Darin steht, dass Gott mich von vorne und von hinten umschliesst und seine Hand über mir hält.
Darf Gott dir nahe sein? Lässt du seine Nähe zu?


Photo by Rémi Walle / Unsplash

Ich möchte dich einladen, dir einen Moment Zeit zu nehmen, um die folgenden Worte aus den Psalmen in dein Herz sinken zu lassen:

Herr, du hast mein Herz geprüft und weißt alles über mich.
Wenn ich sitze oder wenn ich aufstehe, du weißt es. Du kennst alle meine Gedanken.
Wenn ich gehe oder wenn ich ausruhe, du siehst es und bist mit allem, was ich tue, vertraut.
Und du, Herr, weißt, was ich sagen möchte, noch bevor ich es ausspreche.
Du bist vor mir und hinter mir und legst deine schützende Hand auf mich.
Dieses Wissen ist zu wunderbar für mich, zu groß, als dass ich es begreifen könnte!

Wohin sollte ich fliehen vor deinem Geist, und wo könnte ich deiner Gegenwart entrinnen?
Flöge ich hinauf in den Himmel, so bist du da; stiege ich hinab ins Totenreich, so bist du auch da.
Nähme ich die Flügel der Morgenröte oder wohnte am äußersten Meer, würde deine Hand mich auch dort führen und dein starker Arm mich halten.
Bäte ich die Finsternis, mich zu verbergen, und das Licht um mich her, Nacht zu werden - könnte ich mich dennoch nicht vor dir verstecken; denn die Nacht leuchtet so hell wie der Tag und die Finsternis wie das Licht.

Beautiful evening sunset
Photo by Sebastien Gabriel / Unsplash

Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt.
Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl.
Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes.
Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann.

Wie kostbar sind deine Gedanken über mich, Gott! Es sind unendlich viele.
Wollte ich sie zählen, so sind sie zahlreicher als der Sand!

Und wenn ich am Morgen erwache, bin ich immer noch bei dir!

Sehnst du dich nach dieser Nähe? Beginne einfach hier und jetzt, mit Gott zu sprechen! Er ist nur ein Gebet von dir entfernt!

Ursi Gasser

Ursi Gasser

Frau, Ehefrau, Familienfrau, Pflegefachfrau mit Weiterbildung auf Intensivpflege, freischaffende Journalistin

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