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Wir sollten vom Unterwegssein reden (Teil 3)

Ramon Baumann Ramon Baumann

Die Initialzündung war gewaltig, ein geistlicher Urknall ohnegleichen. Ein Chaldäer schwor vor rund 4000 Jahren den Traditionen seines Vaters ab und vollzog mit dem Glaubensschritt an DEN EINEN GOTT einen Paradigmenwechsel, der im Kosmos des Spirituellen ganze Reiche erbeben liess: Abraham der Hebräer betrat die Weltbühne.

Soweit grob das Résumé der ersten beiden Teile. Ein Mann also, dessen ersten tastenden Schritte des Gehorsams in die damalige Ungewissheit eine derartige Dynamik erzeugten, dass die grösste Glaubensgemeinschaft des Planeten, welche daraus erwuchs — gut ein Drittel der derzeitigen Weltbevölkerung — bis heute davon profitieren darf.

Ganze Völkerschaften von Anhängern liessen sich von diesem Momentum tragen, Generation um Generation betrat das Antlitz der Erde, gab den Funken des Glaubens an die Nachkommenden weiter und verabschiedete sich wieder (mit der Gewissheit eines Wiedersehens natürlich — und garantiert nicht als The Return of The Living Dead!).

Zuerst das Volk der Hebräer, Israeliten oder Juden — je nach Abschnitt der Geschichte (wir erinnern uns: Der erste Mensch erhielt die Gabe, allem einen Namen zu geben) — dann, in der Mitte der Geschichte, Jesus und Seine Jünger*innen, nach Pfingsten gefolgt von den ersten Christen, welche sich, unter anderem befeuert durch den Apostel Paulus, über Kleinasien zuerst im gesamten Mittelmeerraum ausbreiteten, bis letztlich kein Erdteil von dieser Bewegung unberührt blieb.
Anfänglich zu Fuss, dann ganze Karawanen, dazu die unzähligen Reiter und Wagen, welche das weitgespannte Netz der Strassen im Römischen Reich benutzten und, last but not least, die zahllosen Schiffe, die auf dem Mare Nostrum und danach über die sieben Weltmeere navigierten.
In vier Millennien von einer Einzelperson zu einem weltumspannenden Organismus — da bleibt selbst dem Eingebildetsten nur, ehrfürchtig vor dem Weltenlenker den Kotau zu machen…

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Foto von Defence-Imagery / Pixabay

The Name of the Game

Ursprünglich hatte dieses Kollektiv (verzeiht den sozialistischen Beigeschmack), die Nachfolger Jesu, keine Namen, waren ein loser Verbund, der sich, wie die Bibel sagt, «in den Häusern hin und her» traf (wie bereits anderswo erwähnt, verwendeten Aussenstehende gelegentlich die Bezeichnung «Die vom Weg»). Nach und nach, auch im Lichte des Neuen Testaments, kristallisierten sich Begriffe wie «Christen», «Gemeinde», «Leib oder Braut Christi» heraus, oder auch Ekklesia, die Kirche, «die Herausgerufenen».
Seit zweitausend Jahren also sind wir in diesem Verbund unterwegs, und es bleibt, so klar die Antwort oberflächlich auch sein mag, die Frage: Wohin, und wie lange noch?
Um meine Trilogie vom Unterwegssein abzuschliessen sei mir erlaubt, das Gleichnis des Schiffes neu zu deuten und auszuweiten. Dazu greife ich gedanklich zurück auf ein älteres Lied, das im Aufbruch kirchlicher Jugendbewegungen der 60er gesungen wurde; getextet und komponiert vom Konstanzer Martin Gotthard Schneider (auch bekannt durch sein anderes Lied, «Danke für diesen guten Morgen»).

Das Schiff

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.

Anfänglich also nur ein Punkt am Horizont, kaum sichtbar durch die Entfernung in Zeit und Raum. Mit jeder Seemeile, die es hinter sich lässt und stetig näher unserer Gegenwart entgegen durch die Dünung pflügt, lassen sich dessen Umrisse mehr und mehr erkennen, bis die gewaltigen Ausmasse das Blickfeld ganz ausfüllen: Es ist die IHS Ekklesia, ein Super Aircraft Carrier — ein Flugzeugträger der Divine Navy, das einzige Exemplar seiner Klasse, angetrieben durch drei Trinity-Reaktoren.

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Foto von Defence-Imagery / Pixabay

Ihr Auftrag? Die herausforderndste Rescue Mission aller Zeiten: All jenen zu Hilfe zu eilen, die in Seenot sind und sie an Bord zu holen. Dank einer Vielzahl von Besatzungsmitgliedern, die Tag und Nacht auf allen Decks ihren Dienst versehen und ausgerüstet mit der besten Kriegs- und Rettungstechnologie ist sie jederzeit funktionsfähig und einsatzbereit; ihre Kampfjets, Abfangjäger und Hubschrauber sind in permanenter Alarmbereitschaft oder auf Erkundungsflügen unterwegs.
Von der Kommandobrücke aus befehligt der ranghöchste und ruhmreichste Admiral, den die Marinen aller Seefahrernationen je gekannt hatten, ein Meister von Sturm und Wellen, der die gesamte Operation steuert und überblickt. Wie lange der Auftrag dauert ist nur in der Einsatzzentrale, Mission Control, bekannt.
Doch eines Tages wird jener ersehnte Befehl gegeben werden, der seit jeher die Herzen aller Seeleute auf den Weltmeeren höher schlagen lässt: Kurs auf den Heimathafen, wo ein triumphaler Empfang wartet.

So. Es ist mir nach wie vor eine Ehre, mit euch an Bord unterwegs zu sein.

Nächstes Jahr in Jerusalem!

Ramon Baumann

Ramon Baumann

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