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Fakt oder Fiktion?

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Wie reagiert man, wenn ein hingerichteter Sektenguru von seinen Anhängern als Gottessohn verehrt wird mit der Behauptung, er sei von den Toten auferstanden?

Wir leben im 21. Jahrhundert, sind gut gebildete, aufgeklärte Menschen und haben die religiösen Krücken der vergangenen Jahrhunderte guten Gewissens entsorgt. Religiöse Manipulation durch Angst vor Strafe und Höllenfeuer? Nein, danke! Wir sind freie Menschen. Wir ergründen und definieren selbst, was gut für uns ist und wie es für uns stimmt. Hauptsache authentisch. Echt sein ist alles. Ich bin, was ich fühle. Ich lebe meinen Traum.

Und die Sache mit Gott? Lehnen wir nicht grundsätzlich ab, aber wissen kann das niemand so genau. Übernatürliche Wunder? Mag sein, dass es sowas gibt. Wenn's nützt, warum nicht? Ob Geistheiler, Guru oder Gebet - liegt alles im Rahmen des Denkbaren. Die Schulmedizin hat ja auch ihre Grenzen. Und ja, wir sind spirituell, keine Frage. Positive Energie ist stets willkommen! Love & Peace! Negative Vibes sind total out. Darum soll uns ja niemand mit engen Moralvorstellungen die Lust am Leben verderben. Wir sind tolerant (ausser gegen Intoleranz!). All you need is love! Die Welt umarmen und alles wird gut.

Was kommt nach dem Tod?

Und was ist mit dem Tod? Was kommt danach? Auch diese Frage kann niemand beantworten. Ob Karma, Reinkarnation, Paradies oder einfach für immer aus und fertig - wer weiss das schon. Nahtoderfahrungen gibt's zwar, aber eben nur Nahtod. Es kam noch nie einer zurück von den Toten, den wir fragen könnten. Das ist Fakt. Alles andere ist mit Vorsicht zu geniessen.

Die Kirchen feiern an Ostern die Auferstehung von den Toten. Doch das glauben die Pfarrer doch selber nicht mehr wirklich, oder? Gott soll als Mensch von einer Jungfrau geboren worden sein und viele Wunder vollbracht haben? Naja, tönt nach einer netten Fantasie-Story für einen Hollywood-Blockbuster aber hat mit der Realität wohl kaum etwas zu tun. Wunder gibt es nicht, das weiss man doch heute.

Dass dieser Religionsgründer des Christentums dann gefoltert und am Kreuz hingerichtet wurde, wollten seine Anhänger und Bewunderer nicht wahrhaben. Darum verbreiteten sie das Gerücht, er sei von den Toten auferstanden und wieder zurück in den Himmel aufgestiegen, wo er herkam. Was sich Menschen nicht alles einfallen lassen, wenn sie die harten Fakten des Lebens nicht wahrhaben wollen. Dass trotz allem eine Weltreligion daraus entstand, ist aus heutiger Sicht aber schon erstaunlich und irgendwie schwer nachvollziehbar.

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Photo by Thomas Schütze / Unsplash

Abstruse Behauptungen

Wie reagiert man, wenn ein hingerichteter Sektenguru von seinen Anhängern als Gottessohn verehrt wird, mit der abstrusen Behauptung, er sei stellvertretend für die Menschheit gestorben um ihre Schuld bei Gott mit seinem Leben zu bezahlen? Wie reagiert man, wenn dann auch noch behauptet wird, er sei nach 3 Tagen von den Toten auferweckt worden? Soll man Menschen bemitleiden, die so etwas glauben? Versuchen, sie aufzuklären? Wäre es nicht das Beste, solchen Schwachsinn offiziell zu verbieten?

Solche Fragen stellte sich auch ein junger Mann aus Tarsus. Für den gläubigen Juden mit römischem Bürgerrecht, der durch den berühmten Rabbi Gamaliel in Jerusalem eine streng jüdische Erziehung erhielt und der Partei der Pharisäer angehörte, gab es nur eine angemessene Reaktion auf diese Gotteslästerung: Die konsequente Verfolgung und Bestrafung aller Anhänger dieser blasphemischen Irrlehre! Wie konnten diese Narren nur auf die Idee kommen, einen dahergelaufenen Zimmermann aus Nazareth als versprochenen Retter zu verehren? Dieser Schande musste ein Ende gesetzt werden! Der junge Eiferer verfolgte seine Mission mit leidenschaftlicher Entschlossenheit, wie er es später selbst beschrieb:

Mit allen Mitteln bin ich gegen die neue Lehre vorgegangen und habe sie bis auf den Tod bekämpft. Männer und Frauen ließ ich in Ketten legen und ins Gefängnis bringen. Der Hohe Priester und die ganze Ältestenschaft können mir das bezeugen. Von ihnen ließ ich mir Empfehlungsbriefe an die jüdische Gemeinde in Damaskus geben, um auch dort die Anhänger der neuen Lehre gefesselt zur Bestrafung nach Jerusalem zu bringen. Apostelgeschichte 22,4-5

Wer war dieser selbsternannte Terminator? Der zum Stamm Benjamin gehörende Kämpfer trug in Erinnerung an König Saul den jüdischen Namen Saulus. Mit römischem Namen nannte er sich Paulus.

Warum erboste sich Saulus so enorm über diese neue Lehre? Warum wollte er ihre Anhänger ausrotten? Glaubte man zu dieser Zeit nicht noch an Wunder? Da liegt doch so eine Totenauferstehung grad noch drin, oder etwa nicht?

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Vom Christenverfolger zum Christusnachfolger

Das total verblüffende an seiner Lebensgeschichte ist die sprichwörtliche Kehrtwende vom Saulus zum Paulus, vom verbissenen Pharisäer zum demütigen Apostel, vom jüdischen Eiferer zum Weltmissionar, vom Patrioten zum Kosmopoliten, vom Christenverfolger zum Christusnachfolger. Wie in aller Welt konnte so etwas passieren? Paulus beschrieb das entscheidende Ereignis später so:

»Auf dem Weg nach Damaskus – es war gegen Mittag, und wir hatten die Stadt schon fast erreicht – leuchtete plötzlich vom Himmel her ein Licht auf. Von allen Seiten umgab mich ein unbeschreiblich heller Glanz, sodass ich ´geblendet` zu Boden stürzte. Dann hörte ich eine Stimme zu mir sagen: ›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹ – ›Wer bist du, Herr?‹ fragte ich, worauf die Stimme antwortete: ›Ich bin der, den du verfolgst – Jesus von Nazareth. Meine Begleiter sahen zwar das Licht, verstanden aber nicht, was die Stimme sagte, die mit mir sprach.‹ Apostelgeschichte 22,6-9

Saulus hatte also eine direkte Begegnung mit dem jüdischen Sektenguru Jesus von Nazareth, den er für tot und begraben hielt. Dieser Jesus begegnete ihm anscheinend im Beisein seiner Begleiter, die das Ganze auch mitbekamen. Eine heftige Szene, die wenig später durch ein weiteres Ereignis verstärkt wurde.

»Später, als ich wieder in Jerusalem war und im Tempel betete, hatte ich eine Vision. Ich sah Jesus, und er sagte zu mir: ›Verlass Jerusalem, so schnell du kannst! Lass dich durch nichts aufhalten! Denn die Menschen hier werden nicht annehmen, was du ihnen als mein Zeuge über mich berichtest.‹ – ›Mach dich auf den Weg! Ich werde dich zu anderen Völkern in weit entfernten Ländern senden.‹« Apostelgeschichte 22,17-18.21

Wie bitte? Zuerst verfolgt er diese naiven Sektenheinis bis aufs Blut, um dann kurze Zeit später einfach so mir nichts dir nichts seine Ansichten über den Haufen zu werfen und sich als Top-Marketing-Agent im internationalen Aussendienst in die Dienste dieser Christen zu stellen? Hat er komplett den Verstand verloren? Wie kann jemand seine tiefste Überzeugung einfach so kurzerhand über den Haufen werfen und sein ganzes bisheriges Leben hinter sich lassen? Hatte er eine Midlife-Krise? Man könnte es meinen.

Krise und Neuorientierung

Der Auslöser seiner Krise kam jedenfalls unerwartet und umso heftiger. Danach war nichts wie zuvor. Er konnte nicht mehr anders, als in seinem Denken der Möglichkeit Raum geben, dass dieser Jesus gar nicht tot war, sondern in Wirklichkeit lebte. Das Ereignis war so einschneidend, dass sich Saulus von diesem Zeitpunkt an nur noch Paulus nannte, sein römischer Name.

Seine Krise dauerte nicht nur ein paar Tage oder Monate. Paulus ging in den folgenden 14 Jahren grundlegend über die Bücher und interpretierte sein ganzes Leben neu, indem er die Realität seiner Begegnung mit Jesus von Nazareth als neuen Orientierungspunkt anvisierte. Er revidierte sein ganzes bisheriges Wissen, warf viele seiner Überzeugungen über Bord und formulierte neue Glaubenssätze. Der Auslöser kam abrupt. Die Auseinandersetzung zog sich über viele Jahre hin. Die Auswirkungen blieben dauerhaft.

Den von Jesus erhaltenen Auftrag setzte er erst nach einem jahrelangen Vorbereitungsprozess in die Tat um: Paulus reiste durch Europa und erzählte interessierten Menschen vom auferstandenen Jesus. Die erste uns erhaltene, öffentliche Rede von Paulus hielt er im pisidischen Antiochia (heutige Türkei), in einer Synagoge vor Juden und anderen, Gott zugewandten Menschen. Hier ein Ausschnitt seiner Rede aus Apostelgeschichte 13:

28 Obwohl die Einwohner von Jerusalem und ihre führenden Männer nichts an Jesus fanden, was den Tod verdient hätte, forderten sie von Pilatus, ihn hinrichten zu lassen. 29 Durch das, was sie taten, ging alles in Erfüllung, was in der Schrift über sein Leiden und Sterben vorausgesagt war. Zuletzt nahmen sie ihn vom Kreuz herunter und legten ihn in ein Grab.

30 Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt, 31 und als der Auferstandene hat er sich über viele Tage hin denen gezeigt, ... die heute als seine Zeugen vor dem israelitischen Volk stehen.

33 Gott hat seine Zusage erfüllt, indem er Jesus auferweckte. 34 Dass er ihn von den Toten auferweckt und damit für immer der Verwesung entrissen hat, hat er angekündigt.

38 Ihr sollt daher wissen, Geschwister, dass es durch Jesus Vergebung der Sünden gibt; das ist die Botschaft, die Gott euch verkünden lässt. Wozu das Gesetz des Mose nie imstande war, 39 das hat Jesus möglich gemacht: Jeder, der an ihn glaubt, wird von aller Schuld freigesprochen.

Ganz dicke Post. Der ehemalige Christus-Leugner predigt die Auferstehung von Jesus in engem Zusammenhang mit Sündenvergebung als ein erfülltes Versprechen Gottes und als ein Fakt. Ein harter, nackter, schrecklich unbequemer, alles Bisherige erschütternder, aber gleichzeitig unmöglich abzuweisender Fakt. Ein Fakt mit Zeugen. Paulus nennt sich als letzten im Zeugenstand.

Als der Auferstandene hat er sich zunächst Petrus gezeigt und dann dem ganzen Kreis der Zwölf. 6 Später zeigte er sich mehr als fünfhundert von seinen Nachfolgern auf einmal; einige sind inzwischen gestorben, aber die meisten leben noch. 7 Danach zeigte er sich Jakobus und dann allen Aposteln. 8 Als Letztem von allen hat er sich auch mir gezeigt; ich war wie einer, für den es keine Hoffnung mehr gibt, so wenig wie für eine Fehlgeburt. 9 Ja, ich bin der unwürdigste von allen Aposteln. Eigentlich verdiene ich es überhaupt nicht, ein Apostel zu sein, denn ich habe die Gemeinde Gottes verfolgt. 10 Dass ich trotzdem ein Apostel geworden bin, verdanke ich ausschließlich der Gnade Gottes. 1.Korinther 15,5-10

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Photo by Thomas Schütze / Unsplash

Irritierende Fakten

Fakten sind so eine Sache. Fakten können extrem lästig und ärgerlich sein. Wir werden mit Fakten konfrontiert und sagen: "Das kann ich kaum glauben!", "Das ärgert mich!", "Das irritiert mich komplett!", "Wie unangenehm!", "Das passt mir ganz und gar nicht!" ... aber du liest es schwarz auf weiss im Brief der Kantons-Polizei: Mit 93 km/h auf einer 80er Strecke geblitzt! Fakt.

So war es auch bei Paulus. Er hasste und verfolgte Christen mit grossem Eifer. Ihre Lehren fand er verabscheuenswürdig und kompletter Schwachsinn. Christen behaupteten, es brauche keinen Tempel mehr, sowie keine Opfer für die Wiedergutmachung der Sünden und keine Priester. Es brauche nur noch Jesus. Das widersprach so ziemlich allem, was Paulus als gottesfürchtigem Jude lieb und heilig war.

Dann begegnete er Jesus. Das änderte alles. Paulus konnte diesem Fakt nicht mehr ausweichen, wie unangenehm und schwierig es sich auch anfühlte. Seine bisherigen Überzeugungen, Vorlieben und Abneigungen waren plötzlich nicht mehr so endgültig wie zuvor. Es blieb ihm keine andere Wahl, als sich mit diesem Jesus zu befassen. Sehr unangenehm. Sehr irritierend.

Wir sind es uns gewohnt, zu wählen, was wir mit unserem Verständnis als gut, sinnvoll und für uns passend erachten. Nicht so Paulus. Er befasste sich nicht mit Jesus, weil er seine Lehren so toll fand, oder weil er die Christen so sympathisch fand und gerne zu ihnen gehören wollte. Das Gegenteil war der Fall. Doch seit ihm Jesus persönlich begegnet war, konnte er den Fakt seiner Existenz nicht mehr leugnen und musste die Möglichkeit der Auferstehung von den Toten ernsthaft in Erwägung ziehen.

Grundlegende Konsequenzen

Dass Jesus als erster Mensch in der Weltgeschichte von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, hat grundlegende Konsequenzen für uns.

1. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Dieses Leben ist real. Der vom Tod auferweckte Jesus hat von Gott den ersten Auferstehungsleib der Weltgeschichte erhalten.
2. Wir leben nach dem Tod als Person weiter. Wir lösen uns nicht auf und werden Teil des Universums. Jesus war nach der Auferweckung immer noch sich selbst, wenn auch mit einer neuen Version seines Körpers. Er konnte durch Wände gehen, Fisch essen, hatte noch Wunden der Kreuzigung, die ihn aber nicht mehr schmerzten oder störten. Ein Leben nach dem Tod als Person bedeutet auch, dass die Liebe den Tod besiegt. Denn Liebe fliesst nur zwischen Personen.
3. Wir dürfen uns gewiss sein, dass auch wir mit Jesus auferweckt werden. Jesus starb unschuldig, was bedeutet, er starb nicht für seine eigene Schuld. Jesus starb für dich und mich. Er starb an deiner und meiner Stelle. Er bietet uns sein reines, liebevolles Leben an, Auferstehung von den Toten inklusive.
4. Das Leben nach dem Tod ist unvorstellbar gut und wunderschön. Gott stellt alles wieder her, was uns abhanden kam, zerstört wurde, in Brüche ging. Gott verspricht sogar einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wir erhalten einen neuen Körper. Tränen werden getrocknet, Wunden geheilt. Wir dürfen in liebender Gemeinschaft mit Jesus und all denen, die mit ihm auferstehen, leben.

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Nimmermehr - oder doch?

Es gibt ein Gedicht von Edgar Allan Poe, einem amerikanischen Schriftsteller Anfangs 19. Jh, mit dem Titel «Der Rabe». Darin wird der Tod einer geliebten Frau verarbeitet. Ein sehr düsteres Gedicht, in dem der Rabe durchs Fenster ins Zimmer des Trauernden fliegt und auf alle seine Fragen mit «Nevermore – Nimmermehr» antwortet. Im Gedicht bringt der Poet zum Ausdruck, dass im Leben scheinbar vieles nicht rückgängig gemacht werden kann. «Nevermore – Nimmermehr – Nie mehr.» Egal welche Frage, die Antwort des Raben lautet immer: «Nimmermehr!»

Ab einem geiwssen Alter ist unsere Kindheit endgültig vorbei. Die Jugendzeit ist irgendwann zu Ende. Unser Körper zerfällt langsam. Geliebte Menschen sterben. Schöne Momente und bedeutungsvolle Zeiten sind für immer vorbei. Sie kommen nie mehr zurück. Solche Momente sind wie ein verfrühter Tod mitten im Leben. Diese Endgültigkeit ist erschreckend. Doch die Auferstehung setzt dieser Endgültigkeit ein Ende!

Die Auferstehung von den Toten verspricht nicht nur einen Ersatz für alles Verlorene, sondern eine komplette Wiederherstellung! In der Auferstehung erhältst du das zurück, was du verloren hast! Du erhältst deinen Körper zurück und nicht nur das, du bekommst deinen Körper als den Leib, nach dem du dich immer gesehnt hast und den du nie hattest. Du kannst umarmen, geniessen, tanzen, singen. Du erhältst dein Leben zurück, und nicht nur das, du kriegst das Leben, nach dem du dich immer gesehnt hast und das du nie hattest. Du erhälst die ganze Welt zurück, in neuer, wiederhergestellter Form. Keine andere Glaubens- und Denkrichtung verspricht so etwas.

Die Botschaft der Auferstehung bedeutet: Nimmermehr nimmermehr!

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