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Vom Aufräumen - Knut tut gut

Sara Schneiter Sara Schneiter

Ausmisten, Aufräumen, Ordnung schaffen - Lästige Pflicht? Befreiendes Ritual? Mich hat es viel über mich selbst gelehrt und ich bin Gott darin begegnet.

Per Zufall bin ich vor ein paar Wochen über ein Buch gestolpert, in dem es ums Aufräumen und Ausmisten geht. Irgendetwas in mir war angeklungen, als ich dem Interview mit der Autorin Nicole Weiss zuhörte. Also kaufte ich ihr Buch und packte das Projekt Ausmisten an. Ich, die ich eigentlich viel lieber Dinge vor mir herschiebe, als sie zu erledigen. Lieber den unordentlichen Schrank zumache, als ihn aufzuräumen. Lieber schiebe ich den Papierstapel von A nach B und wieder zurück, als mich zu entscheiden, was davon wegkann. Wie ein kleines Kind, das sich die Augen zuhält und denkt, man sehe es nun nicht mehr. Es ist an der Zeit erwachsen zu werden. Es ist an der Zeit den Tatsachen in die Augen zu blicken und Verantwortung übernehmen.

Die Realität aushalten

Ausmisten hat mit sich der Realität stellen zu tun. Hinschauen, was da ist. Alles aus dem Schrank herausnehmen und die Fülle an Dingen aushalten, die dabei zum Vorschein kommt. Dinge, die kaputt sind und gar nicht mehr funktionieren. Dinge, die schön sind und begeistern, aber in Vergessenheit geraten sind. Dinge, die man doppelt oder dreifach hat. Dinge, die nicht mehr passen, weil das Leben Veränderungen mit sich bringt.
Unser Badezimmer ist sehr klein und wir haben darin nur einen Spiegelschrank und einen Lavabounterschrank. Trotzdem hat mich die ausgebreitete Menge an Dingen, die ich darin gelagert hatte, fast erschlagen und beschämt. Es ist mir peinlich, wie viele Dinge nur da waren, weil es mich reute sie wegzuschmeissen oder wegzugeben. Ich brauchte und benutzte sie nicht. Es war mir schlicht zu mühsam mich damit zu beschäftigen. Ich musste mich dieser Tatsache stellen, ehrlich sein zu mir selber. Überraschenderweise war es dann gar nicht schwer mich zu entscheiden, was bleiben soll und was wegkann. Und es tat so gut. Es brachte Leichtigkeit, Freude und Dankbarkeit.


Photo by Visual Stories || Micheile / Unsplash

Auch in der Predigt vom letzten Sonntag ging es lustigerweise ums Aufräumen. Joanna Hunziker erwähnte den St.Knut-Tag, den man in Schweden so nennt: Der Tag, an dem der Christbaum wieder entsorgt wird. Knut tut gut, sagte sie, denn so gibt es wieder Platz in der Stube. Gemäss IKEA Werbung Platz für ein neues Möbelstück. Gutes Verkaufsargument, aber es hat was Wahres: Beim Aufräumen gibt es Platz. Die Frage ist, was mache ich mit dem neu gewonnen Platz?

Gott hat eine Vision für dich

Was mir an dem Ansatz des bereits erwähnten Buches "Familie minimalistisch" gefällt, ist, dass man sich bereits vor dem Ausmisten ein Ziel vor Augen malt. Nicht einfach weniger zu besitzen oder ein asketisches Leben zu führen ist dabei im Fokus. Vielmehr geht es darum, was man durch das Aufräumen und Loslassen gewinnen möchte: z.B. Zeit zum Leben, Platz für Neues oder einfach mehr Platz...
Und ich glaube, bei Gott ist es genau so, wenn er in unseren Leben aufräumt: Er hat ein Ziel vor Augen. Eine Vision, wie unser Leben sein wird, wenn wir Ballast loswerden. Wenn Dinge, die unser Leben vergiften, verschmutzen und uns nur belasten, wegfallen. Gott hat diese Vision für dein Leben. Er sieht bereits, was auf dich wartet, wenn es dir noch schwerfällt, deinen Schmerz loszulassen.

Nicole Weiss empfiehlt beim Ausmisten Raum für Raum vorzugehen und erst zum nächsten Raum zu gehen, wenn man beim ersten wirklich fertig ist. Das nervt mich ein bisschen, würde ich doch am liebsten überall gleichzeitig loslegen, weil ich plötzlich so viel Handlungsbedarf sehe. Doch ich muss ihr recht geben: Es motiviert ungemein, wenn ein Raum wohnlich & aufgeräumt ist, mit Dingen gefüllt, die man wirklich braucht und die Freude bereiten. Es motiviert, dran zu bleiben und weiterzugehen.
Und so will ich dir und mir zusprechen: Es muss nicht alles auf einmal gelöst sein, manche Räume in deinem Herzen brauchen mehr Zeit. Vertraue auf den heiligen Geist, er kennt den Zeitplan, er kommt zum Ziel. Was er angefangen hat, wird er auch vollenden. Und er geht sachte mit dir um. Behutsam zeigt er dir Dinge auf, die du loslassen kannst. Gelassen wartet er, bis du vorstösst zu Dingen, die verschüttet waren unter deinem Ballast. Bis Schätze, die er schon lange in dein Leben gelegt hat, wieder zum Vorschein kommen und entdeckt werden. Bis Platz und Raum entsteht, wo sich Dinge entfalten können.

bright candle on a light background
Photo by Myriam Zilles / Unsplash

Ballast ist eine Last, die du loslassen darfst

Wir wohnen erst seit 5 Jahren in unserer Wohnung, das letzte Ausmisten ist also noch gar nicht lange her. Doch es ist erstaunlich, wie viel Ballast sich in so kurzer Zeit angesammelt hat. Und wenn ich ehrlich bin, es ist ebenso krass, wieviel Ballast sich in nur einem Tag in meinem Herzen ansammelt. Gedanken, Gefühle, Worte, die hängen bleiben, sich verhaken und mich umtreiben. Ich versuche damit klar zu kommen, meine Gedanken mit guten Argumenten zu beruhigen oder mich abzulenken. Doch eigentlich gibt es nur eine Lösung für meinen Ballast:

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Matt 11.28f

Ich darf meinen Ballast, meine Last loslassen. Wie geht das? Kleine Kinder sind gut darin: Sie weinen ungehemmt, schreien laut, suchen sich Trost bei den Eltern und danach ist ihre Welt wieder in Ordnung. Es ist wohl Zeit zu werden wie ein Kind. Wir dürfen unserem Vater im Himmel erzählen, was uns umtreibt. Ja, er weiss bereits alles, was uns bewegt und belastet, doch er wartet bis wir es ihm bringen. Er ruft dich. Er streckt seine Hand zu dir aus und lädt dich ein zu kommen. Dich zu öffnen. Das freut ihn ungemein. Und vielleicht sagt Gott in dem Moment etwas zu dir, das dich befreit. Vielleicht ist er auch einfach nur da und sein Friede erfüllt dich neu. Und du wirst schlafen wie ein Baby.

Wonderland
Photo by Nyana Stoica / Unsplash

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