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Zurück zu...- was genau?

Joanna Hunziker-Merk Joanna Hunziker-Merk

"Zurück in den Normalstatus nach zwei Jahren Krise" lautet die Schlagzeile am Mittwochabend. Was ist normal? Wohin genau gehen wir zurück? Wollen wir zurück?

Wie hatte ich mich gefreut, als Masken- und Zertifikatspflicht abgeschafft wurden! Nun wieder Luft holen und zurück zu mehr Freiheit und Normalität. Ganze Gesichter sehen! An meinem Arbeitsplatz auf der Intensivstation bleiben die Masken und auch die Covid-Patienten eine Realität, aber zum Glück eine Minderheit. In der Kirche heisst es durchschnaufen, sich wieder sehen, umarmen und Kaffee trinken nach dem Gottesdienst! Aufschnaufen, durchschnaufen. Der Frühling kommt!

Girl in poppy field looking at endless sky
Photo by Drazen Neske / Unsplash

Und dann kommt über Nacht auch der Krieg in Europa. Ich war fassungslos, geschockt und hatte echt Mühe, das einzuordnen. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Es traf mich in meinem Optimismus, dass nun alles wieder gut ist, wieder normal, mindestens bis zum Herbst, wenn die Fallzahlen wieder steigen und Impfung wieder ein grösseres Thema sein wird, ein leidiges Thema. Als IPS-Team ist die Pandemie Alltag geworden, leider. Wir sind auch gut geworden im Leben retten, durchhalten, nicht aufgeben, Angehörige betreuen. Und wie ist es ausserhalb des Spitals? Pandemie schon vergessen?

Vergessen habe ich einige Stunden nach meinem schweren Snowboardsturz vor knapp drei Wochen. Filmriss, ein paar Flashbacks hab ich, doch ganz Vieles ist weg. Diese Stunden sind vergessen und kommen mir wohl nie mehr in den Sinn. Ich war zwar wach, war aber "nicht wirklich da", sondern fragte immer wieder das Gleiche - Sprung in der Schallplatte? Gott sei Dank kein Sprung in der Schüssel, mein Kopf blieb ganz! Doch eine schwere Gehirnerschütterung oder ein leichtes Schädelhirntrauma stecke ich nicht einfach so weg. Zwei Jahre Pandemie auch nicht. Zurück zu Normal geht grad nicht.

Listening to Nothing
Photo by Katie Moum / Unsplash

Mir wurde "der Stecker gezogen", so fühlt es sich an. Mehr als zwei Wochen nur Ruhe, keine Medien, kein Lärm und trotzdem immer wieder Schwindel, Kopfschmerzen und Rückenbeschwerden. Kein Arbeiten, kein Multitasking, meinem Gehirn eine Pause gönnen, nichts denken, planen oder organisieren. Alles liegen lassen, Pause drücken. Wenig Zeit am iPhone, nichts am MacBook machen, weder Mails noch Blogposts schreiben, kein Gottesdienst oder andere Meetings besuchen. Kein klares Ende der Beschwerden in Sicht, denn es braucht Zeit. Das empfinde ich als anstrengend. Angestrengt sein im Nichtstun. Sich Ruhe gönnen, nein, mir Ruhe gönnen. Wenn es ruhig wird, drehen sich die Gedanken.

Ist es die Ruhe nach dem Sturm oder bin ich doch mitten im Sturm? Was kommt als Nächstes? Wann kehrt Ruhe ein? Jesus schlief im Boot, als der Strum tobte.


Photo by Valentina Conde / Unsplash

So passend zum Jahresfokus: Bei Jesus sein. Ruhe finden. Wie Maria werden und weniger Martha. Ich bin gerne Martha, so hat mich Gott geschaffen, nun gilt es, die "Maria-Anteile" zu entdecken und zu leben. Da bin ich mitten drin und es ist schwierig. In Zeiten von Post-Pandemie und hoher Arbeitsbelastung, Covid-Toten in der Familie und Krieg mit Kopfschmerzen und Schwindel Ruhe zu finden, da gibt es nur einen Ort. Da will ich hin. Nicht zurück zum alten Normal, zurück zu Jesus.

Wohin gehst du?


Photo by Alex Shute / Unsplash

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