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Vom Durst

Josua Hunziker Josua Hunziker

Glaubst du noch deinem Durst? Wie oft hat er mich schon mit lockenden Versprechen betrogen. Doch was steckt eigentlich dahinter?

Durst. Dieses unbändige Verlangen nach etwas Flüssigem auf meiner Kehle. Oft tut es einfach ein Schluck Wasser, doch manchmal sollte es auch etwas "mehr" sein: Ein kühles Bier, vielleicht. Durst nach einem Glas Wein. Oder, in gewissen Momenten auch ein Gläschen Whisky. Oder zwei.

Nicht immer geht's um flüssigen Genuss. Ich kenne "Durst" nach Schokolade, "Durst" nach einem feinen Steak, "Durst" nach Unterhaltung, "Durst" nach Sex und noch viele weitere "Dürste", die mich hin und wieder überfallen. Es sind alles gute Dinge, nach denen es mich dürstet. Und doch: Immer wieder stelle ich fest, dass mein Durst mich betrügt.

Durst ist ein Versprechen. Mein Durst sagt mir: "Wenn du DAS jetzt kriegen kannst, dann geht's dir wieder gut." Oft überfällt mich unbändiger Durst in Momenten der Entspannung, der Müdigkeit. Der Arbeitstag ist geschafft, die Kinder sind im Bett - endlich etwas Ruhe. Dann kommt er. Ist plötzlich da. Verspricht mir "Gönn dir jetzt noch ein Bierchen, und deine Entspannung wird vollkommen sein." Oder "Jetzt noch etwas Süsses und der Abend wird wirklich schön." Doch die Krux ist: Immer und immer wieder stelle ich fest, dass mein Durst mich betrügt.

Immer und immer wieder stelle ich fest, dass mein Durst mich betrügt.

Schokoladenmousse
Photo by Hannah Pemberton / Unsplash

Mein Durst hält seine Versprechen nicht. Er ist ein notorischer Lügner. Er übertreibt masslos und systematisch. Denn wie oft muss ich feststellen, dass auch nach dem Bier die innere Anspannung bleibt und nach der Zuckerbombe mein Körper eher rebelliert anstatt sich dankbar und satt anzufühlen. Alles leere Versprechungen, Flucht in den Konsum. Und was macht der Durst? Meist steht er sofort wieder da, ohne mit einer Wimper zu zucken: "Na, immer noch nicht genug? Wie wär's denn jetzt noch mit einer Packung Chips?" Elender Lügner.

Nie wieder Durst

In einer berühmten Begegnung spricht auch Jesus über den Durst. Offenbar hat auch er mit dem notorischen Lügner Bekanntschaft gemacht - ganz Gott, aber auch ganz Mensch. Und so sagt er zu einer wasserschöpfenden Frau an einem Brunnen:

»Wer dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die ewiges Leben schenkt.« Joh. 4, 13-14

Jesus wusste, dass die namenlose Frau mit unbändigem Durst zu kämpfen hatte - Durst nach Liebe, Annahme und Sicherheit (Verse 17-18). Wer kennt das nicht? Und - auf den ersten Blick wie mein eigener, betrügerischer Durst, kommt er und bietet mir eine Lösung an: "Wenn du das lebendige Wasser trinkst, wird dein Durst für immer gestillt sein." Aber kann Jesus - im Gegensatz zu meinem eigenen Durst - sein Versprechen erfüllen?

Brunnen
Photo by nima maraghechi / Unsplash

Ein vollmundiges Versprechen

Ich will ehrlich sein: Auf den ersten Blick scheint es, als ob das Versprechen von Jesus nicht viel mehr wert ist als das Versprechen, dass ein Glas Bier mich alle Sorgen vergessen lässt. Und Jesus nimmt den Mund ja ziemlich voll - er verspricht den gelöschten Durst nicht nur für jetzt, sondern für die Ewigkeit!

Jesus nimmt den Mund ziemlich voll - kann er sein Versprechen auch erfüllen?

Ich bin bereits Jahrzehnte mit Jesus unterwegs, habe immer und immer wieder von seinem lebendigen Wasser getrunken, seine Gegenwart gesucht und erlebt. Aber "nie wieder Durst"? Na ja, so ganz real fühlt sich das in meinem Leben noch nicht an. Viel zu oft taucht der alte Betrüger wieder auf und lockt mich mit fahlen Versprechungen. Hat Jesus also gelogen? Oder verstehe ich etwas falsch?

Nun, offensichtlich hat Jesus nicht gemeint: "Trink jetzt einen Schluck und dann nie mehr." - sonst würde er uns ja nicht eine "nie versiegende Quelle" mit verheissen. Was nützte die, wenn ich ja eh keinen Schluck mehr nehmen müsste? Nein, Jesus fordert mich vielmehr auf, meinem Durst die kalte Schulter zu zeigen:

»Wer Durst hat, der soll zu mir kommen und trinken!« Joh. 7, 37

Aha, so läuft das: Der Durst präsentiert sein verlogenes Angebot. Ich gehe zu Jesus. Der Durst macht mir einmal mehr leere Versprechungen. Ich wende mich dem zu, der sein Versprechen hält. Dem, der mich einlädt und sagt: "Komm zu mir, trink von meinem Wasser. In meiner Gegenwart findest du die Ruhe, die Sicherheit und die tiefe Freude, nach der du dich sehnst. In dieser natürlichen Welt findest du nichts, was deine Sehnsucht stillen könnte. Glaube niemandem, der dir etwas anderes verspricht."

Jesus sagt: »In meiner Gegenwart findest du die Ruhe, die Sicherheit und die tiefe Freude, nach der du dich sehnst.«

Nun, das tönt verheissungsvoll. Warum sollte ich meinem Durst überhaupt noch vertrauen? Er hat mich noch immer an der Nase herumgeführt. Ruhe, Sicherheit, Freude, Frieden, tiefe Annahme - all diese Dinge will ich nur noch bei Jesus suchen. Denn nur bei ihm kann ich sie auch finden. Er kann, ja, er will sie mir geben. Sind das nicht gute Aussichten?

Trinken
Photo by Gift Habeshaw / Unsplash

Und der Durst? Der soll nur kommen. Ich lache ihm ins Gesicht, sage: "Du schon wieder? Deine Lügen können mir gestohlen bleiben. Ja, vielleicht gönne ich mir noch ein Glas Wein. Aber nicht, weil ich mir die ultimative Entspannung und Ruhe davon verspreche. Sondern einfach, weil ich's mag." So geniesse ich all diese Dinge - Essen, Trinken, einen guten Film, einen schönen Spaziergang, Sex, Ferien - viel entspannter. Ich erwarte nicht mehr, dass sie mir geben können, was nur Jesus geben kann. Ich geniesse sie so, wie sie sind. Oder ich verzichte auch mal darauf, um mich stattdessen bewusst in Gottes Gegenwart mit Lebenswasser füllen zu lassen.

Und du? Glaubst du noch deinem Durst?

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