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Von der Gier nach Geld und was sie über unser Herz sagt

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Auch ich finde das geldgierige Boni-Bänkertum total daneben. Gleichzeitig gibt mir der Bankencrash einen Steilpass, um über mein eigenes Herz nachzudenken.

In Zeiten wie diesen, in denen geldgierige Manager wieder einmal eine Schweizer Grossbank in den Ruin trieben, wird der Ruf nach Gerechtigkeit zur Parole für die Parlamentswahlen. Was ist die Lösung? Und wer bringt sie, die Erlösung?

Klar ist, die Lösung ist nicht so einfach, wie wir uns das alle wünschten. Der Aufschrei ist gross. Der Volkszorn entbrannt. Die kleinen Hühner werden bis auf die letzte Feder gerupft, während die Grossen absahnen und ungeschoren davonkommen, unterstützt von unseren Steuergeldern. Das kann's ja nicht sein!

Beim Fingerzeig auf die vermeintlichen Schuldigen der jüngsten Bankenkrise, kann es jedoch schnell passieren, dass wir dabei unsere eigene Gier übersehen. Wir denken: So schlimm wie die, bin ich ja bei Weitem nicht! Wie schlimm sind wir denn? Und was ist die Norm, die für alle gelten soll?

Der Jesus-Nachfolger Johannes beschrieb vor 2000 Jahren die Tagesordnung der menschlichen Spezies folgendermassen:

Die Welt ist erfüllt von der Gier der Triebe und Sinne, von der Gier der Augen, vom Prahlen mit Geld und Macht. (1.Johannes 2,16)

Und König Salomon stellte schon vor 3000 Jahren fest:

Wer am Geld hängt, wird davon nie genug kriegen, und wer den Wohlstand liebt, wird immer von der Gier nach mehr getrieben werden. (Prediger 5,9)

Eine treffende Analyse des Schweizerischen Ist-Zustands: Geld & Wohlstand. Wir werden immer von Gier nach mehr getrieben, wenn wir Wohlstand lieben. Bäm! Der hat gesessen. Ich glaube, wir alle haben in irgendeiner Art und Weise unser Herz an unseren Wohlstand gehängt. Wir sind Nutzniesser eines kapitalistischen Wohlfahrtssystems. Wird sich so schnell etwas daran ändern? Die Geschichte zeigt uns: Wohl kaum.

Klar ist, wir müssen als gesamte Nation unbedingt aus den Szenarien der vergangenen Tage lernen. Ob neue Regelungen helfen zu verhindern, dass so etwas wieder passiert, bezweifle ich stark. Regelungen können nur als Leitplanken dienen. Sie werden nie verhindern können, dass wir die Karre ungebremst in den Abgrund oder an die Wand fahren.

Das Hauptproblem liegt tiefer. Wir finden es im Herzen eines jeden Menschen: Gier. Darum plädiere ich nebst den Hausaufgaben für die Bankenaufsicht und Politik für Folgendes: Wir müssen bei uns selbst anfangen, jeder bei sich, beim Zustand seines eigenen Herzens.


Photo by Claudio Schwarz / Unsplash

Die Werkseinstellung unseres Herzens

Unsere Definitionen von Freude und Freiheit sind eng an das Konsumgedanken unserer Zeit gekettet. Ich konsumiere und häufe Besitz an, also bin ich (glücklich). Was aber, wenn der Zuckerflash abflacht? Wenn das neu gekaufte Gadget seinen Reiz wieder verliert? Wenn der Applaus ausbleibt? Wenn der Aktienkurs ins Bodenlose stürzt?

In 54 Ländern weltweit ist einer Untersuchung zufolge die Zahl der Suizide nach der Finanzkrise 2008 deutlich gestiegen, in den untersuchten Ländern im darauf folgenden Jahr insgesamt um 3,3 Prozent. Etwa 5.000 Männer mehr nahmen sich das Leben. Ein hoher Anstieg der Suizidrate war vor allem in Europa unter Männern zwischen 14 und 24 Jahren und in den USA unter Männern zwischen 45 und 64 Jahren. Auf jeden Suizid kommen den Angaben zufolge etwa 30 bis 40 Suizidversuche, wiederum auf jeden Suizidversuch etwa zehn Menschen, die ernsthaft eine Selbsttötung erwägen.

David Foster Wallis, einer der einflussreichsten amerikanischer Schriftstellern der Postmoderne, sprach kurz vor seinem Tod in einer öffentlichen Ansprache über seine Erkenntnis, was die "innere Werkseinstellung" von uns Menschen betrifft. Er sagte:

Atheismus existiert nicht. Man kann nicht nicht Anbeten. Die einzige Wahl die uns gegeben ist, ist zu wählen, was oder wen wir anbeten. Der Grund warum wir einen transzendenten Gott anbeten, wie z.B. den Gott der Bibel, ist der, dass uns alles andere bei lebendigem Leibe auffrisst.

  • Wenn du Geld verherrlichst wirst du nie genug davon kriegen und nie das Gefühl haben, dass du genug hast.
  • Wenn du deinen eigenen Körper, körperliche Schönheit, sexuelle Erfüllung usw. anbetest, wirst du dich immer hässlich fühlen.
  • Wenn du Macht verherrlichst, wirst du dich immer schwach und ängstlich fühlen. Du wirst immer mehr und mehr Macht über andere brauchen und wollen, um dich selber zu beruhigen und deine Ängste im Griff zu halten.
  • Wenn du deinen Intellekt verherrlichst und es dir wichtig ist, dass man dich für schlau hält, dann wirst du dich immer dumm fühlen und ständig in der Angst leben, dass dich jemand durchschaut.

Doch das Heimtückischste an all dem ist die Tatsache, dass es unbewusst geschieht, dass wir so programmiert sind, dass unser menschliches Wesen so geformt ist. Wenn du keinen Gott hast, der dich von diesem Zustand erlösen kann, wirst du von all den Dingen aufgefressen, in die du deine Hoffnung und dein Glaube setzt.

Wir können nicht anders, als unser Herz an etwas oder jemanden zu hängen, von dem wir Stabilität erwarten, wenn alles andere wankt. Darum lautet die Frage: An was hänge ich mein Herz?

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Photo by Pascal Meier / Unsplash

Besinnung auf das Wesentliche

Unabhängig davon, wie sehr wir die vorösterliche Fastenzeit aktiv leben: Zeiten des bewussten Entsagens für einen verstärkten Fokus auf das Wesentliche, hat einen unschätzbaren Wert, den wir neu entdecken müssen. Mach weniger, mit mehr Fokus.

Überfluss kann auf die Dauer träge und faul machen. Wir halten es gar nicht mehr aus, wenn wir mit Zeiten der äusseren oder inneren Leere konfrontiert sind. Ein Geschäftsmann stellte einst treffend fest:

Wenn ich meinen Laptop herunterfahre, kommt die Festplatte zur Ruhe. Wenn ich nach einer strengen Zeit versuche herunterzufahren, macht sich eine grosse Unruhe in mir breit. Alles, was meine Seele nicht verarbeiten konnte, kommt auf den Tisch und blockiert meinen Fokus.

Was geht in unseren Gedanken und Emotionen ab, wenn mal nichts läuft? Was kommt alles hoch, wenn die Arbeit zu Ende ist? Welche ungelösten Konflikte verbreiten Unbehagen und negative Gefühle? Klicken und scrollen wir sie weg? Essen und Trinken wir sie weg? Betäuben wir unsere Seele? Oder finden wir den Mut, uns mit dem Zustand unseres Herzens zu befassen und Verantwortung für den Wohlstand unserer Seele zu übernehmen?

Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? (Markus 8,36)


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Leere offenbart unsere tiefste Sehnsucht

Vergangenen Sonntagmorgen besuchte uns eine Delegation der Jüngerschaftsschule "The Masters Comission" aus der landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu in Biel. Sie brachten uns den für diesen Sonntag festgelegten Aufruf "Lätare! Freut euch!" näher, mit Zeugnissen, Bibeltexten, einer Predigt und praktischen Elementen.

Selomie Zürcher predigte leidenschaftlich über die Freude, die uns eine Zeit des Fastens, eine Zeit der Wüste und Leere bringen kann. Ihre Freudenbotschaft lautete:

1. Die Leere bringt uns mit unserer tiefsten Sehnsucht in Berührung, die in Gott ihre Erfüllung findet.

  • 2 Und du sollst dich erinnern an den ganzen Weg, den dich der HERR, dein Gott, vierzig Jahre lang geführt hat in der Wüste, um dich demütig zu machen und zu erproben und um zu erkennen, wie du gesinnt bist, ob du seine Gebote halten wirst oder nicht. 3 Er machte dich demütig und liess dich hungern und speiste dich dann mit Manna, das du und deine Vorfahren nicht gekannt hatten, um dir zu zeigen, dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt. Sondern von allem, was auf Befehl des HERRN entstanden ist, lebt der Mensch. (5. Mose 8)

2. Gott setzt sich gegen die falschen Götter in uns durch.

  • Vor Ihm werfen sich alle Götter nieder. 8 Zion hört es und ist froh; und die Töchter Judas frohlocken um deiner Gerichte willen, o HERR. 9 Denn du, HERR, bist der Höchste über die ganze Erde; du bist hoch erhaben über alle Götter. (Psalm 97,7-9)

3. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Gemeinschaft mit Gott

Gott beschreibt sein geliebtes Volk als Ehefrau, die ihn verlassen hat und fremdging. Darum will er sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen sprechen.

  • 10 Sie hat nicht begriffen, dass ich es war, der ihr alles gegeben hat, was sie besitzt – das Korn, den Wein und das Olivenöl. Ich habe ihr auch Gold und Silber im Überfluss geschenkt. Sie aber hat es für den Baals Kult verschwendet. 16 Doch jetzt will ich ihr freundlich zureden. Ich will sie in die Wüste führen und dort zu ihrem Herzen sprechen. 17 Dort wird sie auf meine Worte hören. Sie wird mich lieben wie damals in ihrer Jugend, als sie Ägypten verließ. 21 Die Ehe, die ich an diesem Tag mit dir, Israel, schließe, wird ewig bestehen. Ich schenke dir Liebe und Barmherzigkeit, ich gehe gut und gerecht mit dir um und bleibe dir für immer treu. Dann wirst du erkennen, dass ich der Herr bin!»

Hier die ganze Botschaft als Video:

Entgiftung des Herzens

Die Bibel ist das Buch, das ganze Nationen transformiert, indem es uns Menschen Zugang zu Jesus Christus verschafft, der uns von dem Bösen erlösen kann. Jesus starb am Kreuz auf Golgatha stellvertretend für alles Toxische in unserem Herzen, für allen Neid und Hass, für alle Gier.

Detox – Entgiftung ist angesagt. Jesus kann und will unsere Herzen vom Gift der gierigen Selbstzentriertheit befreien. Sein Blut ist das Gegengift für alle Schande und Scham, allen Schmerz und alles Leid, alle Grausamkeit und alle Zerstörung, die unsere Herzen hart und verbittert zurücklassen, unabhängig davon, ob andere an uns schuldig wurden, oder ob wir Schuld auf uns luden.

Die Lösung für das Problem unserer Welt liegt nicht in einem politischen System. Sonst wäre Jesus nach Rom gegangen und hätte den Kaiser gestürzt. Stattdessen starb Jesus den Tod eines Schwerverbrechers und stürzte den wahren Tyrannen dieser Welt vom Thron: den Teufel. Er ist der grosse Lügner hinter den Kulissen, der seine Macht in der Welt nur durch die Verdrehung von Tatsachen geltend machen kann. Er führt ganze Völker hinters Licht, indem er sie von Gott weglockt (Johannes 8,44).

Jesus stellte sich dem Teufel schon zu Beginn seines öffentlichen Wirkens. Er tat es nicht so schnell nebenbei, sondern wurde vom Heiligen Geist als Vorbereitung für eine 40-tägige Fastenzeit in die Wüste geschickt (Matthäus 4,1). Jesus widerstand dem Teufel aber nicht nur, sondern besiegte ihn am Ende seines Lebens, ein und für alle Mal! Er triumphierte am dritten Tag auch über den letzten Feind, den Tod, indem ihn Gott durch seinen Geist von den Toten auferweckte.


Photo by Claudio Schwarz / Unsplash

Wer bringt die Lösung?

Ja, wir müssen auch politisch Dinge angehen und verbessern. Die Frage nach der Lösung ist meiner Ansicht nach aber primär die Frage nach dem Zustand unseres menschlichen Herzens: Bin ich bereit mich dem zu stellen? Oder gebe ich mich damit zufrieden, auf andere zu zeigen, die ja viel schlimmer sind als ich? Gibt es noch freie Kapazität in meinem Denken und Fühlen, um mich mit dem Zustand meiner Seele zu befassen? Oder bin ich so voll von mir selbst und der Gier nach mehr, dass gar kein Platz mehr für das Ewige bleibt?

In meiner Suche nach innerer Zufriedenheit, Freude und Erfüllung bin ich ganz neu zum Schluss gekommen: Der Zustand der Leere und des Unerfüllt-seins erweist sich enorm hilfreich, um mit der tiefsten Sehnsucht meines Herzens in Berührung zu gelangen.

Im unerfüllten Menschen ist eben noch Raum für das Ewige. (Friedrich Muckermann)

Im Zustand des Unerfüllt-seins, den ich bewusst und proaktiv z.B. durch Fasten herbeiführen kann, öffnet in mir ein längst verschütteter Zugang zu meinem innersten und tiefsten Verlangen: Gemeinschaft mit Gott! Dem Allmächtigen, dem Schöpfer von Himmel und Erde, dem Erlöser meiner Seele, dem König, unter dessen liebevollen Friedens-Herrschaft zu dienen ich erschaffen wurde.

Das ewige Leben zu haben heisst, dich zu kennen, den einzigen wahren Gott, und den zu kennen, den du gesandt hast, Jesus Christus. (Johannes 17,3)

Von der Gier nach Geld und was sie über unser Herz sagt
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