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Vertrauen

Sara Schneiter Sara Schneiter

Vertrauen will gelernt sein und kostet seinen Preis. Doch wer vertraut, dem eröffnet sich eine neue Welt. Bist du bereit für dieses Abenteuer?

"Wie funktioniert Vertrauen?", fragte Emanuel Hunziker am Sonntag zum Einstieg in seine Predigt. Eine Frage, die mich zurzeit auch beschäftigt und bewegt. In vielerlei Hinsicht. Gott zu vertrauen ist mehr, als zu wissen, dass er alles im Griff hat. Es übersteigt mein "Verstehen" bei Weitem und führt mich an Orte, von denen ich nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Als Abraham von Gott den Auftrag bekam: "Packe deine Sachen, mache dich auf den Weg in das Land, das ich dir zeigen werde", hat er sich vielleicht gefragt: Wird es sich lohnen? Ist dieser Weg sicher? Werde ich versorgt sein? Woran werde ich das versprochene Land erkennen? Doch zu all diesen und weiteren Fragen, machte Gott keine Angaben... Abraham musste ihm vertrauen, als er sich darauf einliess. Er musste bereit sein, Bekanntes zurückzulassen.

Vertrauen heisst loslassen

Vertrauen hat also einiges mit loslassen zu tun. Vertrautes loslassen. Sicherheiten loslassen. Kontrolle loslassen. Irgendwie kommt es immer wieder auf diesen Punkt zurück: Kontrolle loslassen. Vielleicht hat es mit unserer westlichen Art zu leben zu tun: durchgetakteter Alltag, verlässliche Fahrpläne, Nahrungsmittelüberfluss, Medikamentenvorräte, stabile Finanzmärkte, verlässliches Kommunikationsnetz... Bis das Coronavirus alles stillgelegt und einiges ins Wanken gebracht hatte, lebten wir in der Annahme, dass wir das Leben, ja die Welt, weitgehend unter Kontrolle haben. Dass diese Weltsicht und diese "Scheinsicherheit" durch Krisen erschüttert wurde und wird, ist Gnade. Denn Gott hat mehr für uns bereit als ein vorhersehbares, planbares Leben. Gott hat schon immer und wird uns immer dazu auffordern, ihm zu vertrauen. Er ist nämlich an unserem Herzen interessiert.


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Vertrauen ist Beziehung

Gott, der unser Herz sucht, weiss am allermeisten: Vertrauen funktioniert nur im Rahmen einer Beziehung. Gesundes Vertrauen braucht ein Fundament von Liebe. Darum ist eine wichtige Frage: Mit wem habe ich es zu tun? Wer ist es, der zu mir sagt: "Vertraue mir." Die Bibel sagt über Gott, er sei ein guter Vater, der nur gute Gedanken über mir habe. Ein Vater, der weiter sehe als ich, mich besser kenne, als ich mich selbst und der wisse, was gut für mich sei.

(...) Diese Gräser blühen an einem Tag überall auf dem Feld und am nächsten werden sie abgemäht und als Brennstoff verwendet. Wenn Gott selbst diese vergänglichen Pflanzen mit einer solchen Schönheit ausstattet, wie viel mehr wird er für euch sorgen! Warum habt ihr denn so wenig Vertrauen?

Alle Menschen dieser Welt, ganz egal, wer sie sind oder woran sie glauben, strengen sich an, diese Grundbedürfnisse zu sichern. Ihr habt doch einen Vater, der über allem thront! Er weiss genau, dass ihr das alles braucht.
Matthäus 6.30 + 32

Um ihm zu vertrauen, muss ich das glauben. Ich muss es wagen - mich trauen - zu glauben, dass er gut ist und er es gut mit mir meint. Diesen Schritt kann mir niemand abnehmen. Diesen Mut kostet es mich zu vertrauen.

A walker jumping between two rocks on the top of the highest peak on Bodmin Moor. Credits to Here Now Films: https://www.herenow.film
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Vertrauen braucht Mut

Mir fällt der Slogan ein "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." Und ich frage mich, ob das die Wahrheit ist. Ich habe festgestellt, dass es in der Erziehung von Kindern genau umgekehrt ist. Wenn wir unsere Kinder stärken wollen, ist Vertrauen hilfreicher als Kontrolle. Denn Vertrauen basiert auf Liebe, Kontrolle jedoch basiert auf Angst. Ein banales Beispiel: Unser Sohn wollte mit dem Regenschirm zur Schule. Ich gab ihm einen, von dem es mir egal gewesen wäre, wenn er ihn verloren hätte. Denn ich hatte Angst, dass er ihn nicht zurückbringt. Natürlich wollte er den anderen haben. Ich entschied mich, ihm zu vertrauen, es ihm zuzutrauen, dass er diese Verantwortung tragen kann und erlaubte es ihm. Das Risiko: Es tut mehr weh, wenn es schief geht. Der Gewinn: Er wächst daran, dass ich ihm etwas zutraue. Darum ist die Frage, was ist stärker: Meine Angst oder unsere Beziehung?

Und wie ist das bei Gott? Wenn er uns kontrollieren wollte, hätte er uns wohl keinen eigenen Willen geschenkt. Er hätte uns als marionetten-ähnliche Wesen erschaffen und sich einfach an unserer genialen Mechanik erfreut. Doch er entschied sich uns einen freien Willen zu schenken. Er liess die Möglichkeit, dass wir uns für Ungehorsam entscheiden, von Anfang an offen und pflanzte den "verbotenen" Baum mitten in den Garten Eden. Ein gewaltiges Risiko! Warum? Er vertraut uns. Er sucht die Beziehung zu uns. Er möchte, dass wir ihm aus freiem Willen, ungezwungen, vertrauen.


Photo by Annie Spratt / Unsplash

Vertrauen wächst langsam

Kontrollverlust ist etwas unangenehmes, denn Kontrolle gibt uns Sicherheit. Gibt uns Boden unter den Füssen. Wenn Gott uns herausfordert ihm zu vertrauen, zieht er uns nicht hämisch grinsend das Brett unter den Füssen weg und lässt uns ins Bodenlose stürzen. Er streckt dir vielmehr seine Hand entgegen und nimmt dich Schritt für Schritt auf eine Reise mit. Der Urheber jeder Beziehung weiss, wieviel Feingefühl es braucht, damit Vertrauen wächst. Er weiss um alle negativen Erfahrungen und Verletzungen, die geheilt werden wollen. Wenn er dich herausfordert, ihm zu vertrauen, darfst du wissen, er überfordert dich nicht. Du darfst dir gewiss sein, er ist ein guter Vater und er weiss, was er tut.

Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.
Jeremia 29.11

Vertrauen
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