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Der Punk in uns

Lukas Lukas

Was macht mich wirklich frei? Vielleicht finde ich eine Antwort in Paris, das als Wiege des modernen Staats gilt.

Ich stand auf dem Place de la Concorde, «Platz der Eintracht». Er ist ein Symbol für die Einheit der Franzosen und den Triumpf der Demokratie. Gleichzeitig war er Schauplatz einer Tragödie: Im Namen der Freiheit des Einzelnen wurden hier während der Französischen Revolution über 1300 Menschen mit dem Fallbeil hingerichtet. Sie alle würden mit dem König unter einer Decke stecken – so die Leitwölfe der Revolution. Diese wollten die Herrschaft durch die Obrigkeit beenden; schliesslich schwärzten sie sich aus Angst, die Macht zu verlieren, gegenseitig an bis in den Tod; einer der letzten, der durch die Guillotine starb, war der oberste Revolutionsführer selbst. Ein Betroffener formte den berühmten letzten Satz: «Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder».

Nur neue Tyrannen

Diesem tragischen Widerspruch von Freiheit und Unterdrückung wird heute unbewusst durch ein Bauwerk auf dem Place de la Concorde Ausdruck verliehen. Nicht zu übersehen steht in der Mitte des Platzes ein rund 230 Tonnen schwerer altägyptischer Obelisk, voll mit Hieroglyphen (siehe unten). Die Schriftzeichen preisen die Taten des Pharaos Ramses II., unter welchem die Israeliten Ägypten verlassen hatten. Ironisch, dass ein Sklaventreiber auf dem Platz der Revolution ein Denkmal erhalten hat. Doch gerade diese Bibelepisode hätten sich die Revolutionisten vielleicht zu Herzen nehmen müssen.


Photo by Valentina Giarre / Unsplash

Der Pharao wollte das Volk Israel nicht in die Freiheit ziehen lassen. Doch als es in der Wüste angekommen war, stellte sich heraus, dass die Sorgen des ägyptischen Königs unnötig waren: Die Israeliten wären gerne freiwillig zu ihm zurückgekommen. Während die Versorgung sprichwörtlich vom Himmel regnete, schwärmten sie von Ägyptens Fleischtöpfen. Gott hatte sein Volk äusserlich durch Zeichen und Wunder aus der Sklaverei befreit, doch innerlich waren sie immer noch in Ägypten gefangen. Das ist symbolisch für die Ereignisse auf dem Place de la Concorde. Die Französische Revolution wollte die Freiheit des Einzelnen erwirken, doch die innere Gefangenschaft, nach mehr Macht und Anerkennung zu streben, ist geblieben. So hat die Revolution nur neue Tyrannen geschaffen. Wie bei den Israeliten scheiterte Freiheit nicht an Äusserlichkeiten, sondern am Herz, das sich so schnell an falsche Liebhaber hängt, die sich schliesslich als Sklaventreiber entpuppen.

Jesus adressiert diesen Unterschied, als er mit den Juden über Freiheit diskutiert:

«Aber wir sind Nachkommen von Abraham und niemals Sklaven gewesen», wandten sie ein. «Wie kannst du da sagen: ›Ihr sollt befreit werden‹?» Jesus erwiderte ihnen: «Ich sage euch die Wahrheit: Jeder, der sündigt, ist ein Sklave der Sünde.»
Johannes 8,33-34

Diese Despoten unserer Herzen weisen uns an, was wir zu tun haben: «Du bist nicht genug, sei mehr! Du hast nicht genug, beschaff dir mehr! Du kannst nicht genug, mach mehr!» Es ist dieselbe alte Schlange aus dem Garten.

Here is one of our new poster designs (essentialprints.co.uk/store/do-more). I actually took this on a very dark, rainy, winters Sunday. With poor lighting, I was surprised at how good the photo came out. The poster is stuck to the wall with some medium size Command Stripes directly next to my bed.
Photo by James Healy / Unsplash

Überzeugungen eines Rebellen

Ich bezeichne mich als frei, wenn ich niemanden über mir habe. Doch wie oft beuge ich mich vor etwas, was eigentlich meinen Untergang will? Wie oft werde ich gefangen von Geschäftigkeit, Lust und Habgier? Wir Menschen! Anstatt gegen unsere wahren Unterdrücker zu rebellieren, protestieren wir gegen den Weg in die Freiheit – Gottes Gebote kommen uns wie einengende Einschränkungen vor. Doch was, wenn Gott seine Gebote als Überzeugungen eines freiheitsliebenden Punks versteht, der sich nicht länger unterjochen lässt von allerlei Süchten? Bereits die Präambel der zehn Gebote macht die Absichten deutlich:

«Ich bin der HERR, dein Gott; ich habe dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit.»
2. Mose 20,2

Deshalb schlage ich aus meditativen Gründen eine Umformulierung dieser Gebote vor:

  1. Beuge dich nur dem, der sich selbst für dich aufgibt.
  2. Opfere nur dem, der sich selbst für dich aufgibt.
  3. Lasse dich nicht von Kontrollsucht beherrschen.
  4. Lasse dich nicht von Geschäftigkeit beherrschen.
  5. Lasse dich nicht von Stolz beherrschen.
  6. Lasse dich nicht von Zorn beherrschen.
  7. Lasse dich nicht von Lust beherrschen.
  8. Lasse dich nicht von Angst beherrschen.
  9. Lasse dich nicht von Lügen beherrschen.
  10. Lasse dich nicht von Habgier beherrschen.

Text of Time #10
Photo by Adrian Curiel / Unsplash

Gegen die Lügen

Die Rolle des Rebellen gefällt mir besser als die Rolle des Gesetzerfüllers. Ich stehe in einem Kampf um meine Freiheit! Auf diese Weise habe ich mich auch mit der geistlichen Kampfführung versöhnt. Lange habe ich gedacht, der geistliche Kampf betreffe nur übernatürliche Manifestationen wie Dämonenaustreibung oder die Stillung von Naturkatastrophen. Doch Jesus lehrt deutlich, mit welcher Waffe der Feind uns hauptsächlich unterdrückt:

Der (Teufel) war schon von Anfang an ein Mörder und stand nie auf der Seite der Wahrheit, denn sie ist ihm völlig fremd. Sein ganzes Wesen ist Lüge, er ist der Lügner schlechthin – ja, der Vater jeder Lüge.
Johannes 8, 44b

Täglich sind wir angefochten in unserer Freiheit durch Lügen. Diese Unwahrheiten sind nicht harmlos, sondern zielen auf unseren Tod ab. Wie Jesus sind wir angewiesen, uns diesen Lügen entgegenzustellen.

Schließlich führte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer ganzen Pracht. »Das alles gebe ich dir, wenn du vor mir niederfällst und mich anbetest«, sagte er. Aber Jesus wies ihn ab: »Weg mit dir, Satan, denn es heißt in der Schrift: ›Bete allein den Herrn, deinen Gott, an und diene nur ihm!‹«
Matthäus 4,8--10

Für die Wahrheit

Jesus hat wie ein Rebell dem Bedürfnis, sich vor der Versuchung zu beugen und den einfachen Weg zu gehen, widerstanden, weil er tief verwurzelt war in der Beziehung zu Gott und in der Wahrheit seines Wortes. Diese Gemeinschaft mit Gott in der Stille und Ruhe und die Festigkeit in der Schrift sind Hauptzutaten für Rebellen, die um ihre Freiheit kämpfen!

(Jesus spricht:) Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien!«
Johannes 8,32

On top of the world
Photo by Jakayla Toney / Unsplash

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