/ Inspiration

Notruf oder Lebensstil?

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Häufig limitiere ich meine Gebete auf Notrufe an die himmlische Ambulanz und Feuerwehr. Dabei weiss ich: Gebet kann noch so viel mehr sein.

Hinweis zum Thema: Am 4. und 5. Juni 2021 beten wir als Kirche wieder 24 Stunden am Stück. Du bist eingeladen, dich mit uns auf den Weg zu machen: Gemeinsam zu beten und Gott zu begegnen und dich stärken zu lassen!

Wenn ich nicht mehr weiter weiss und sich Verzweiflung bei mir breit macht (was häufiger vorkommt, als ich es wahrhaben will), dann komme ich oft erst später als früher auf den Gedanken, einen Hilfeschrei gen Himmel zu senden, ein Stossgebet: "Jesus, hilf mir!" Die Nummer der himmlischen Notrufzentrale lautet nicht 1414 (Rega) sondern 5015!

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Psalm 50,15

Nun, Gebet ist nicht weniger als das, aber Gebet ist noch viel mehr. Gebet ist der Schlüssel, um mit Gott in Kontakt zu treten und zu bleiben. Seit ich das verstanden habe, hat sich mein Gebet verändert. Ich bete zwar nach wie vor Stossgebete, wenn mich Situationen überfordern und verunsichern. Ich bitte Gott um Hilfe und versuche mich darauf zu fokussieren, dass er die Übersicht behält und die Ruhe bewahrt, wenn sie mir abhandenkommt. In solchen Situationen spüre ich jeweils, dass es noch mehr geben muss, als eine notzentrierte Gottesbeziehung, in der Gott meine persönliche Feuerwehr und Ambulanz zu sein hat. Gott offenbart sich mir zunehmend als ein Vater der mich liebt und nur das Beste für mich will. Ein fürsorglicher Vater der seine Gedanken mit mir teilen und mich stark machen will.

sixteen-miles-out-l2ccS8heVQw-unsplash-Kopie
Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

Wenn ich zu Gott bete und in der Bibel lese, begegne ich einem Gott, der sein ganzes Leben mit mir teilen will und mich dazu einlädt, mein ganzes Leben mit ihm zu teilen. Trotzdem spüre ich keinen Druck oder Zwang seitens des Himmels. Vielmehr eine Einladung, ein sanftes Flüstern, ein warmes Brennen in meinem Herz, eine frische Brise in meinem Denken, ein Anziehung mich diesem Gott zu öffnen. Ich begegne beim Bibel lesen einem Gott, der sich mir zuwendet und mich auffordert, mich in seine Richtung zu bewegen. Wie weit ich mich auf diese Einladung einlasse und wie weit ich mich für Gott öffne, diese Entscheidung überlässt Gott mir. Gott hat mich als sein Ebenbild geschaffen, zu einer vertrauensvollen Beziehung mit ihm. Vertrauen kann man nur schenken, nicht befehlen.

Im Gebet komme ich Gott näher und merke je länger je mehr, dass sich meine Beziehung mit ihm nicht nur auf Zeiten des Gebets beschränkt. Nachdem meine Gebete zuerst eine zögernde Kontaktaufnahme waren, entwickelten sie sich über die Jahre zu einem Ausdruck meiner Beziehung mit Gott. Diese Beziehung bricht nicht ab, wenn ich aufhöre zu beten und meiner Arbeit nachgehe oder mich zum Schlafen hinlege. Ich versuche Gott darum bewusst in mein ganzes Leben einzubeziehen und ihn in alle Höhen und Tiefen meines Lebens einzubeziehen. Dadurch lerne ich Gott immer wieder neu kennen und nicht zuletzt auch mich selbst. Es kommt zum Vorschein, wie sehr ich nach Erlösung lechze und wie schnell ich diese Erlösung in erschaffenen Dingen suche, die mein Herz aber nicht zur Ruhe bringen können.

Du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir. - Augustinus

Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind. - C.S. Lewis

sixteen-miles-out-l2ccS8heVQw-unsplash-Kopie-3
Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

Die Suche nach etwas oder jemandem, der mein Herz zur Ruhe bringt, führte mich zu Jesus. Seine Geschichte ist einzigartig. Sein Leben veränderte die Welt für immer. Auch meine Welt. Mit seinem Sterben besiegte er alle finsteren Mächte und überwand alles, was mich davon abhält, mit Gott, dem Vater ungehindert in einer liebevollen Beziehung zu leben. Wenn ich auf Jesus sehe, indem ich in der Bibel seine Geschichte lese, erkenne ich, dass er auch für mich und meine Scham, Rebellion und Schuld starb. Mein Herz kann nur von allem dem negativen und giftigen Zeugs erlöst werden, wenn ich mit Christus sterbe und begraben werde. Mit Christus darf ich zu einem neuen Leben auferstehen, das erfüllt ist von seiner Liebe.

4 Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden. Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen. 5 Denn wenn sein Tod gewissermaßen unser Tod geworden ist und wir auf diese Weise mit ihm eins geworden sind, dann werden wir auch im Hinblick auf seine Auferstehung mit ihm eins sein. 6 Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen. 7 Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit. 8 Und da wir mit Christus gestorben sind, vertrauen wir darauf, dass wir auch mit ihm leben werden. Römer 6,4-8

Ich durfte durch die Offenbarung von Gottes Geist erkennen, dass ein Leben mit Gott nur dann wirklich funktioniert, wenn ich Jesus erlaube, mich in seinen Tod hineinzunehmen, damit ich mit ihm zu neuem Leben auferweckt werden kann. Dadurch hat sich auch mein Gebetsleben weiterentwickelt und spannende Facetten gewonnen. Die Sicht und der Plan Gottes werden zunehmend Teil meiner Lebensrealität und meines Erlebens. Gottes Plan für die Welt und seine Kirche gibt mir neue Zuversicht und Entschlossenheit, mein Leben ganz für Gott und das Wirken seines Geistes zu öffnen.

sixteen-miles-out-l2ccS8heVQw-unsplash-Kopie-2
Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

3 Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei er für die Fülle des geistlichen Segens, an der wir in der himmlischen Welt durch Christus Anteil bekommen haben. 4 Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe. 5 Von allem Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen. 6 Und das alles soll um Ruhm seiner wunderbaren Gnade beitragen, die er uns durch seinen geliebten ´Sohn` erwiesen hat. 7 Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben. Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist; 8 er hat sie uns in ihrer ganzen Fülle erfahren lassen. In seiner Gnade hat er uns auch alle ´nötige` Weisheit und Einsicht geschenkt. Epheser 1,3-8

Diese Sicht, Erkenntnis, Offenbarung ermöglicht mir eine ganz neue Perspektive auf mein Leben. Ich sehe die Welt immer noch aus meiner Sicht. Aber meine Sicht wird immer wieder aufs Neue durchdrungen und gesprengt von Gottes Perspektive und seinem wunderbaren Plan, in den er mich miteinbeziehen will. Der Apostel Paulus betete jeweils nicht notzentriert, als er für Nöte betete. Er betete konsequent aus der Perspektive Gottes und rechnete mit Gottes Möglichkeiten. Paulus betete z.B. dafür, dass wir mit Gottes Geist erfüllt werden und erkennen, was uns alles zusteht als Gotteskinder. Ich habe es bitter nötig, von Gottes Geist erfüllt zu werden und zu bleiben. Nur durch das Wirken von Gottes Geist wird für mich erkennbar, welche Hoffnung mir Gott gibt durch seinen Ruf an mich, ihm zu folgen. Er hält ein reiches und wunderbares Erbe für mich bereit und ist mit einer überwältigend grossen Kraft am Werk. Es ist die Stärke, mit der er Jesus von den Toten auferweckte. Das öffnet ganz neue Perspektiven und hilt mich aus der Opfer-Rolle auf eine Grundlage der göttlichen Freiheit und Befähigung.

sixteen-miles-out-l2ccS8heVQw-unsplash
Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

17 ´Ich bete darum`, dass Gott – der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater, dem alle ´Macht und` Herrlichkeit gehört – euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung gibt, damit ihr ihn immer besser kennen lernt. 18 Er öffne euch die Augen des Herzens, damit ihr erkennt, was für eine Hoffnung Gott euch gegeben hat, als er euch berief, was für ein reiches und wunderbares Erbe er für die bereithält, die zu seinem heiligen Volk gehören, 19 und mit was für einer überwältigend großen Kraft er unter uns, den Glaubenden, am Werk ist. Es ist dieselbe gewaltige Stärke, 20 mit der er am Werk war, als er Christus von den Toten auferweckte und ihm in der himmlischen Welt den Ehrenplatz an seiner rechten Seite gab. 21 Damit steht Christus jetzt hoch über allen Mächten und Gewalten, hoch über allem, was Autorität besitzt und Einfluss ausübt; er herrscht über alles, was Rang und Namen hat – nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. 22 Ja, Gott hat ihm alles unter die Füße gelegt, und er hat ihn, den Herrscher über das ganze Universum, zum Haupt der Gemeinde gemacht. 23 Sie ist sein Leib, und er lebt in ihr mit seiner ganzen Fülle – er, der alles und alle ´mit seiner Gegenwart` erfüllt. Epheser 1,17-23

Gottes Geist und Kraft ist es, die mich befähigt, auch für andere zu beten und mich vom Heiligen Geist darin führen und leiten zu lassen.

Und auch der Geist ´Gottes` tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten. Römer 8,26


Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

Da wo mein Blick sich von mir und meinen Möglichkeiten löst und sich auf Gott richtet, mündet alles in einen himmlischen Lobgesang, bei dem ich Gott gross mache und preise, zusammen mit Gottes Engeln und himmlischen Wesen.

Tag und Nacht rufen diese Wesen immer wieder aufs Neue: »Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der allmächtige Herrscher, er, der war, der ist und der kommt.« 9 Und sooft sie dem Ehre erweisen, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, sooft sie ihn rühmen und ihm ihren Dank bringen, 10 werfen sich auch die vierundzwanzig Ältesten vor ihm nieder und beten ihn an – ihn, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt. Sie legen ihre Kronen vor seinem Thron nieder und rufen: 11 »Würdig bist du, Herr, unser Gott, Ruhm und Ehre zu empfangen und für deine Macht gepriesen zu werden! Denn du bist der Schöpfer aller Dinge; nach deinem Willen wurde alles ins Dasein gerufen und erschaffen.« Offenbarung 4,10

Mein Herz kommt zur Ruhe im Erkennen, dass Gott ausserhalb von Raum und Zeit steht und alle Dinge willentlich ins Dasein gerufen und erschaffen hat. Gott ist grösser als meine Sicht und meine Möglichkeiten. Er liebt mich und im Blick auf ihn werde ich fähig mein Herz für seinen Weg zu öffnen und diesen aus seiner Kraft zu gehen. Gebet kann, darf und soll ein Notruf sein. Aber Gebet ist noch so viel mehr. Gebet ist aktiv gelebte Beziehung mit dem Allmächtigen. Was für ein Vorrecht!

Notruf oder Lebensstil?
Teilen